Klettern in der Starzlachklamm

In der Starzlachklamm begann Ende der Achtziger Jahre das moderne Sportklettern im Oberallgäu. D. h. hier wurden zum ersten Mal im Oberallgäu extrem schwierige Routen (heißt aber nicht gefährlich) geklettert, die mit internationalem Niveau vergleichbar sind. Die weit ausladenden Überhänge im oberen Teil der Klamm bieten sich dafür sehr gut an. Das Allgäu war bisher in der modernen Sportkletterszene Deutschlands so gut wie nicht erwähnt, da die schrofigen Grasberge als brüchig und gefährlich verrufen waren. Erst seit ca. 5 Jahren hat sich das geändert.

Massiver Fels hinter der Starzlachklamm

Von Einheimischen Spitzenkletterern wurden neue Klettergebiete mit gutem Fels gefunden und eröffnet. Das heißt, dass loses Gestein abgeräumt und mit sicheren Haken versehen wurde. Nach der Veröffentlichung auf diversen Webseiten und in Kletterzeitschriften strömen immer mehr Kletter-Urlauber ins Allgäu. Denn die Sportart liegt voll im Trend, auch deshalb, weil der Deutsche Alpenverein einer der größten Sportverbände Deutschlands ist. Und beinahe wäre die Alpenregion Allgäu an diesem Freizeittrend vorbeigegangen, obwohl wir ja genügend Felsen und Berge haben. Das wäre vergleichbar wie wenn man auf der Insel Sylt nicht Segeln würde, weil irgendjemand verbreitet, dass die Wellen zu unregelmäßig sind, oder so ähnlich…

Zustieg:

Wie bei der Grauen Wand nach Burgberg und Richtung Grünten zum großen Parkplatz beim Gasthof Alpenblick. Man folgt der für Autos gesperrten Forststraße noch ca. 150 Meter bergwärts bis ein Wegweiser zur Starzlachklamm leitet. Nach einem Zaun führt der Wanderweg in die Klamm. Bald schon sieht man steile Kalksandstein-Wände auf der linken Seite. Zu Fuß sind es vom Parkplatz bis zur Wand rund 15 Minuten.

Exposition: Ost

Nur morgens scheint kurz die Sonne in die Klamm. Ansonsten ist es meist schattig, was im Sommer als angenehm zu bezeichnen ist, da der Fels mit vielen „Auflegern“ schwitzige Hände nicht lange an sich lässt. Der Nachteil ist, dass sich bei starkem Regen die Feuchtigkeit in den Routen recht lange festsetzt.

Wandhöhe:

15 bis 20 Meter. Ein 50 Meter Seil reicht für alle Routen.

Absicherung:

Das Gebiet ist mit Klebehaken oder Edelstahl-Bohrhaken ausgerüstet. Bei den meisten der empfehlenswerten Routen ist die Sanierung bereits erfolgt. In den anderen Linien findet man 10mm Schwerlastanker mit Muttern, die noch nicht sehr alt sind. Die Hakenabstände sind eher komfortabel.

Charakter:

Wenn man die Treppe in die Klamm hinunter geht, gelangt man an eine plattige Wand. Hier führen gut gesicherte Routen im 6. bis oberen 7. Schwierigkeitsgrad nach oben. Ein Klassiker ist die „kleine Fledermaus“ (6-) durch die Verschneidung gerade hoch. Der „Pepperfreakweg“ (7+) und die Kante „Föhn“ (9-) sind kurz, knackig und lohnend. Um die Ecke findet man den original Einstieg der „großen Fledermaus“ (6+). Dort wo diese Route nach links um die Dächer führt geht es auch gerade, in spektakulärer foot-hook Technik, über das große Rissdach „Lay down sally“ (8). Die nachfolgenden Routen sind nicht so schön. Erst kurz vor der Bank bei den großen Dächern wird`s wieder interessant. „Burn baby Burn“ (8) bietet eine knackige Einzelstelle vor der Umlenkung. Bei der Route „Hangover“ (9-) bin ich mir nicht ganz sicher, ob am Einstieg ein Griff fehlt. Es ist auf jeden Fall sauschwer. Besser geht es von links einsteigend unter das große Dach. Dieses ist mit recht ordentlichen Griffen ausgestattet und bietet athletische Züge.

Nun werden die Überhänge immer größer und die Routen heftiger, aber dafür sehr lohnend. Maximal kräftige Züge an so manchem Aufleger erfordern ganzes Können und viel Power. Recht hilfreich beim Ausbouldern ist eine kleine Bürste, um den manchmal staubigen Fels zu säubern. Die Top-Route des Gebietes „für Peter“ führt im größten Überhangbereich zu einer roten Umlenkschlinge. Sie wurde von Maxi Klaus erstbegangen, mit 10+ bewertet und dem Spitzenkletterer Peter Götzfried (Absturz in Südfrankreich) gewidmet. „Highway to hell“ (9), Siebenschläfer (8/8+) und die Kante „Snoopy“ (8) gehören wieder zu den lohnenden und oft wiederholten Routen der Starzlachklamm. Danach führt die Wand nach unten. Hier gibt es relativ lange Routen wie „Der leuchtende Pfad“ (9) in steiler Plattenwand. Leider habe ich dort noch nie jemanden klettern sehen. Dementsprechend staubig ist der Fels. Interessant wären sie sicherlich. Zum Ende des Felsriegels wird es wieder lohnender. Die kurzen Plattenrouten „Spiel mit“ (8-) und „Kuckucksei“ (8-) sind zwar etwas abgeschmiert, aber dennoch empfehlenswert für Leute, die gut auf Reibung stehen können. „Funkytown“ (7+/8-) und „Quickrenner“ (8+) sind die letzten zwei Routen im Gebiet, von ihrer Qualität aber ganz vorne einzuordnen. Alles in allem bietet die Starzlachklamm für „Hardmover“ bei trockenen Verhältnissen absolut empfehlenswerte Routen, auch wenn der Fels etwas gewöhnungsbedürftig ist. An schönen Wochenendtagen stören die vielen Touristen etwas, die immer wieder ihre unqualifizierten Kommentare zu den Kletterern abgeben müssen. Hier empfiehlt es sich, in den hinteren Sektor abzuwandern, oder im Gashof Alpenblick ein schönes großes Stück Apfelkuchen zu essen.

Ein Beitrag von Walter Hölzler – https://www.walter-hoelzler.de/